Race the Net
nap + forum::für::umläute - 2006
Ausgehend von der Arbeit Surf the Net/Row the Net, die sich bereits mit der Thematik des Interfaces- der berührungslosen Interaktion zwischen Mensch und Maschine- und der grenzenloser Navigation auseinander gesetzt hat, steht bei "Race the Net" nicht der physische, körperliche Einsatz der Userin im Vordergrund. Gab es bei "Row the Net" bereits eine verschnellert gelebte virtuelle Welt, die es nicht/sehr schwer zuließ bei einer gewünschten Information stehen zu bleiben, so ist dies bei "Race the Net" geradezu unmöglich. "Row the Net" gaukelte so etwas wie eine reale Geschwindigkeit vor mit der man sich von Server zu Server zu bewegen konnte, indem es die Anstrengung, mit der gerudert werden mußte um z.B. über den Atlantik zu kommen, demonstrierte. "Race the Net" ist Hyperspeed mit einer Beschleunigung, die es kaum mehr möglich macht, in dieser beschleunigten Welt Information zu bekommen. Bzw. verlangt es auch einen speziellen Umgang mit dem Medium, der es erst ermöglicht Information zu selektieren. Wie jedes Tun, will auch dieses gelernt sein. Die Beschleunigung in unserer realen Umgebung hat Sehgewohnheiten verändert, hat es ermöglicht, dass wir, wenn wir aus einem fahrenden Zug sehen trotz aller Widrigkeiten die Umgebung als solche erkennen. Wir haben uns soweit verändert, dass wir wichtige Informationen trotz Geschwindigkeiten, die zu einer Trübung des Erkennens führen, festhalten können. Dieser geschärfte Blick sollte nun in der virtuellen Welt ebenso eingesetzt und ausprobiert werden. Wie finde ich mich zurecht in dieser neuen Welt, an welchen Parametern kann ich mich orientieren, wenn ich aufs Gas steige? Wie leicht adaptierbar ist die menschliche Gewohnheit und Sehweise?
Visualisiert zeigt sich diese Route in einer (euklidischen) 3D Grafik, welches Welten (Pages) in einem Raum verbindet. Diese Verbindungen entsprechen den Hyperlinks. Es entsteht ein Universum mit verschiedenen Planeten. Es entstehen Inseln der Information, wobei dem Weg dazwischen eine neue Rolle zukommt, die sich vom leidigen Warteerlebnis hin zum eigentlich Spannenden beim "Surfen im Netz" wandelt. Aus der normalerweise in 2D dargestellten Ansicht des Internets in Form von Abfolgen von Homepages, wird eine mindestens 3D-Welt. Diese entsprecht viel mehr der tatsächlichen vernetzten Struktur mit vielen Parallelwelten- einer der relationalen Raumvorstellung näherkommenden Internetausformulierung. Wobei Race the Net eine ausgeprägte Ortserinnerung hat, die es ermöglicht die Entstehung von sogenannten Parallelwelten nachzuvollziehen. Die Erfahrung dieses tatsächlichen Datenraumes und seiner jeweiligen Ausdehnung läßt den virtuellen Raum greifbar und anschaulich werden.
Nebenbei kann innerhalb dieses Experimentierens mit dem Interface so etwas wie eine Anleitung zu "neuem" Navigieren entstehen.